cigar | Die Designer-Zigarre
Aus Cigar 3/22
Cigarkings

Die Designer-Zigarre

Philipp Kugler kreierte als Diplomarbeit eine imaginäre Zigarrenmarke und entdeckte dabei seine Passion für Tabak. Inzwischen hat er sein Konzept in die Tat umgesetzt.

Text: Manuel Fröhlich
Fotos: Njazi Nivokazi

Designer-Kleider, Designer-Möbel – wer sich gerne mit Geschmackvollem umgibt, wählt ein Stück, das von einem Designer wie Philipp Kugler gestaltet wurde. Der junge Mann aus Bayern studierte 2016 Kommunikationsdesign. Zum Abschluss der Ausbildung erhielt der Nachwuchsgestalter die Aufgabe, eine neue Marke zu entwickeln.

Auf Fashion und Beauty, das bevorzugte Tummelfeld seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, hatte Kugler aber keine Lust. Stattdessen entschied er sich, eine imaginäre Zigarrenmarke zu kreieren. Zu diesem Zeitpunkt, noch nicht ganz volljährig, hatte Kugler noch nie eine Zigarre geraucht. Sein Vater rauchte vielleicht zwei oder drei Zigarren im Jahr. Mehr Bezug zum Thema hatte Kugler nicht. Für seine Recherchen kaufte er sich eine kleine Zigarrenauswahl, den Blick hauptsächlich auf die kunstvollen Bauchbinden gerichtet. Und er beschloss, gewissermassen um die Recherche abzuschliessen, eine Zigarre zu probieren. Sie schmeckte ihm, es folgte die zweite grosse Überraschung: Zigarren können ganz verschieden schmecken! Kugler probierte weiter und seine Faszination wuchs. Während er für seine Diplomarbeit die Marke Cigarkings kreierte, las er sich tiefer in das Thema ein, beschäftigte sich mit dem Anbau von Tabak, der Fermentation und der Fertigung von Zigarren.

Dann traf Kugler auf einer Veranstaltung, die mit Zigarren nichts zu tun hatte, einen Zigarrenimporteur. «Für mich war es das goldene Eintrittsticket in die Branche», sagt Kugler heute. Der Importeur organisierte ihm Muster einer Manufaktur in Nicaragua. Kugler wagte den Schritt und bestellte 1000 Stück. «Eine Menge, die ich im Notfall selber rauchen könnte.» Die Zigarren trafen ein, und weil sie ihm vortrefflich gefielen, nannte er seinen Erstling «Schöne Robusto». Ein Münchner Fachhändler bot ihm die Chance, seine Zigarren einen Tag lang in seinem Geschäft anzubieten. Der frischgebackene Zigarrenproduzent machte das Beste daraus: Er bot Familie und den versammelten Freundeskreis auf und sorgte damit für einen riesigen Auflauf. Auch die Stammkundschaft des Tabakhändlers zeigte Interesse. Am Ende des Tages hatte Kugler 800 Zigarren verkauft. Nun musste er sich entscheiden: War dies der krönende Abschluss seines Diplomprojekts oder sollte die Geschichte von Cigarkings weitergehen? Kugler wagte den Schritt in die Selbstständigkeit.

2017 reiste der inzwischen 19-Jährige nach Nicaragua und besuchte mögliche Partner. Handelseinig wurde er mit Plasencia. Zwei Jahre lang produzierte Plasencia die erste Cigarkings-Serie. Dann beschloss Kugler, zu einer kleineren Manufaktur zu wechseln. «Plasencia ist gross, das Tabakangebot einzigartig. Mir fehlten aber die Flexibilität und die Möglichkeiten zum Experimentieren. Unsere Stückzahlen waren dafür zu klein.» Mit seinem neuen Partner – um wen es sich handelt, bleibt geheim – entwickelte und verfeinerte Kugler seine Produkte. Er führte fünf Qualitätsmerkmale ein, die sich als Markenzeichen etablierten. Cigarkings werden mit dem aufwendigen Entubado-Verfahren gerollt. Dabei formen die Rollerinnen und Roller aus jedem Einlageblatt einzelne Röhren, die in der fertigen Zigarre getrennte Rauchkanäle bilden. Die Blends kommen ohne den nikotinreichen Ligero-Tabak aus. Die Zigarren werden stets in zwei Umblätter gewickelt, die, über Kreuz angeordnet, für mehr Komplexität und Stabilität der Asche sorgen. Sie werden ausserdem «totalmente hecho a mano» und ohne Handrollmaschine gefertigt – ausserhalb Kubas eine Seltenheit. Und schliesslich wird jede Cigarkings-Zigarre von einer Dreifachkappe geschlossen, die bis zu eineinhalb Zentimeter über das Kopfende reicht und die Zigarren besonders einsteigerfreundlich macht: Es ist praktisch ausgeschlossen, dass sich das Deckblatt beim Anschneiden löst.

Zunächst wurden der Handel und die Kundschaft in Deutschland auf die innovativen Zigarren des jungen Unternehmers aufmerksam. Der Start sei zwar nicht einfach gewesen, erinnert sich Kugler. Der Teenager musste seine Abnehmer und Abnehmerinnen schliesslich nicht nur von seinen Zigarren, sondern auch von sich selber überzeugen. Heute führen über 350 Fachgeschäfte die Marke Cigarkings.

Deren Blend basiert auf einer einzigen Tabaksorte: der sogenannten Habanos 2000. Die Einlagetabake und das Umblatt wachsen in Nicaragua, die Deckblätter in Ecuador. Die Linien Sun Grown und Maduro unterscheiden sich nur durch das Deckblatt. Und auch dieses stammt von derselben Pflanze. Während die Sun-Grown-Deckblätter aus der mittleren Blattstufe Seco gewonnen werden, wächst der Maduro-Tabak eine Stufe tiefer (Blattstufe Visus), fermentiert aber länger. Die Anbauregion Los Ríos in Ecuador zeichne sich durch eine natürliche Wolkendecke aus, die dabei helfe, dass die Tabake besonders feinadrig und ölig wüchsen und wegen der geringen UV-Belastung auch relativ wenig Nikotin enthielten, erklärt Kugler. «Der Schlüssel ist immer die Fermen­tation.» Viele Tabake, die in Estelí, Nicaragua, angeboten werden, ähneln sich. Entscheidend ist, was man «quasi in seiner Küche» bei der Fermentation daraus macht.

Immer noch nimmt Kugler nebenher hin und wieder Design-Aufträge an, wenn sie ihn interessieren. «So habe ich auch das Startkapital für Cigarkings verdient», erzählt er. Sein Hauptaugenmerk gilt allerdings dem Ausbau seines Unternehmens. Die Track-and-Trace-Hürde, vor die europäische Produzentinnen und Importeure in den nächsten Jahren gestellt werden, hat die junge Firma bereits erfolgreich gemeistert. Zusammen mit einem ebenfalls jungen Partner eröffnete Kugler eine Vertriebsgesellschaft in Indien. In Europa sind die Zigarren von Cigarkings bereits in sechs Ländern erhältlich – und ab sofort auch in der Schweiz.

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