Big Smoke
Eine Hommage an den Genuss
Die nicaraguanische Regierung unter Präsident Daniel Ortega hat die traditionsreiche Zigarrenfabrik Joya de Nicaragua in Estelí beschlagnahmt. Das berichtete der Blog Stogie Press am 20. Mai unter Berufung auf das costa-ricanische Medium 100% Noticias. Bereits am 17. Mai hatte die unabhängige Plattform Artículo 66 erste Details zu einem gerichtlichen Beschluss veröffentlicht.
Laut offiziellen Dokumenten des Finanzministeriums beruht die Massnahme auf einer angeblichen Steuerschuld in Höhe von 15,4 Millionen US-Dollar. Diese soll sich aus einer Steuerprüfung im Jahr 2022 ergeben haben, bei der Verstösse wie nicht deklarierte Waren und die missbräuchliche Nutzung von Zollvorteilen festgestellt worden seien. Infolgedessen ordnete ein Gericht in Managua die Pfändung eines Firmengrundstücks sowie die Sperrung von Bankkonten an.
Hinter der Beschlagnahmung vermuten Beobachter jedoch politische Motive. Eigentümer Alejandro Martínez Cuenca war in den 1980er-Jahren Minister in der sandinistischen Regierung und gilt seit einem innerparteilichen Machtkampf mit Ortega im Jahr 2000 als politischer Gegner. Bereits 2022 wurde seine Stiftung FIDEC durch staatliche Massnahmen aufgelöst, mehrere Mitarbeitende wurden verhaftet.
Joya de Nicaragua wurde 1968 gegründet und ist die älteste Zigarrenmarke des Landes. Die Premium-Zigarren der Marke werden weltweit exportiert, vor allem in die USA und nach Europa. Das Unternehmen beschäftigt über 200 Mitarbeitende.
Seit 2023 produziert Joya de Nicaragua in enger Kooperation mit dem Schweizer Hersteller Villiger Söhne GmbH dessen Premiumzigarren, etwa die sehr beliebte Villiger 1888 Nicaragua.
Inzwischen meldete sich Juan Ignacio Martínez, Geschäftsführer von Joya de Nicaragua, in einem Statement. «Wir möchten klarstellen, dass Joya de Nicaragua S.A. weiterhin vollumfänglich betriebsbereit ist – wir produzieren nach wie vor Zigarren von Weltklasse und beliefern unsere Kunden weltweit.» Weiter schreibt Ignacio Martínez: «Joya de Nicaragua hat sich stets verpflichtet, alle gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.»
*Dieser Artikel wurde aufgrund neuer Informationen am 22. Mai angepasst.