cigar | Zwölf Millionen
Aus Cigar 2/2018
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Zwölf Millionen

Michael Jordan ist ein Mann der Superlative. Seit sich der Basketballstar vom Profisport verabschiedet hat, macht er gern auch mit seiner Leidenschaft für Zigarren von sich reden.

Text: Sarah Kohler
Foto: Jamie Squire – Getty Images

Okay, zugegeben. Michael Jordan eine Geiss zu nennen, ist ganz schön daneben. Auch wenn sich das Bild vor dem inneren Auge aufdrängt und in irritierender Hartnäckigkeit festsetzt – angesichts des Übernamens des Übervaters in Übergrösse: Goat. Greatest of all time. Oder eben, auf gut Deutsch: Geiss.

Deutlich weniger daneben ist es, Michael Jordan mit allerlei Superlativen zu belegen. Immerhin war es die nordamerikanische Profiliga NBA persönlich, die ihn zum «besten Basketballspieler aller Zeiten» ernannte. Und obschon sich His Airness vor 15 Jahren vom Leistungssport verabschiedete, gehört er nach wie vor zu den bekanntesten Sportikonen der Welt. Das hat sich der heute 55-Jährige redlich verdient, mit Siegen, Pokalen, Titeln und Ehrungen – und indem er den einen oder anderen Rekord aufstellte.

Michael Jordan – auch MJ genannt, aber keinesfalls mit dem genauso grossartigen, leider verstorbenen Kollegen aus der Musikindustrie zu verwechseln – führte die Chicago Bulls als Captain sechsmal zum Meistertitel. Er wurde fünfmal zum wertvollsten Spieler der Liga gekürt, war 14-mal Teil des All-Star-Teams der NBA und trug mit der Nationalmannschaft zwei olympische Goldmedaillen für die USA nach Hause. Der Sport-TV-Sender ESPN kürte ihn 1999 gar zum Sportler des Jahrhunderts. Und selbst erklärte Ballsportmuffel kamen um den 198 Zentimeter grossen Basketstar kaum herum. Jordan ist der wohl am meisten vermarktete Sportler seiner Generation. Er machte die Marke Nike gross – nicht umgekehrt.

Nun ist es mit der Spitzenreiterei aber nicht etwa vorbei, seit sich MJ 2003 aus dem Leistungssport zurückzog. Heute tingelt er mit Vorliebe und einem beachtlichen Handicap von 1,9 (verbriefter Stand 2015) über den Golfplatz und wird seinem Ruf als berühmtester Sportler aller Aficionados gerecht. Faktisch lässt sich Jordan in der «Pension» nurmehr selten ohne Habano zwischen den Zähnen sehen. Die Zigarre hat in der NBA seit Jahrzehnten Tradition: Der Sieg einer Meisterschaft wird in der Liga stilecht schmauchend gefeiert. Und es war Teammanager Jerry Reinsdorf, der Jordan 1991 seine erste Zigarre spendierte – nachdem die Chicago Bulls den Final für sich entschieden hatten.

Inzwischen ist MJ ein waschechter Aficionado, der nach eigenen Angaben sechs Zigarren am Tag raucht. Am liebsten ist ihm die Partagás Lusitanias, beim Golfen oder im eigenen Daheim, wovon er standesgemäss vier besitzt: eine Villa in Charlotte, North Carolina, wo «seine» Hornets trainieren (Jordan ist Mehrheitseigentümer), eine mehr oder weniger geheime Zuflucht in Salt Lake City, ein imposantes Anwesen in Chicago, das er seit Jahren vergeblich zu verhökern versucht – und ein Häuschen mit Umschwung in Jupiter, Florida.

Letzteres ist Michael Jordans ganz persönliches Zigarrenparadies, das er sich für zwölf Millionen Dollar erbauen liess. Auf dem Areal des von Golferlegende Jack Nicklaus gegründeten exklusiven The Bears Club gehören MJ 12 000 Quadratmeter Land. Das Anwesen selbst erstreckt sich über 2600 Quadratmeter und verfügt unter anderem über elf Schlafzimmer sowie einen Sportflügel inklusive Basketballplatz. Erklärtes Herzstück der Luxusbude ist das Heimkino, das Jordan als «zigarrenfreundlich» beschreibt. Hier liess er eine Lüftung einbauen, die auch mit «massenhaft» blauem Dunst klarkommt.

Ja, Michael Jordan macht keine halben Sachen, er ist immerhin der Grösste aller Zeiten. Oder wie es Kollege Magic Johnson einmal sagte: «There’s Michael Jordan and then there’s the rest of us.» Und das schleckt keine Geiss weg.

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